Warum Kulturreisen heute beliebter denn je sind
Der typische Strandurlaub? Klar, der hat seinen Reiz. Sonne, Liege, Cocktail. Doch irgendwas fehlt da oft. So ein Gefühl, dass man zwar weg war, aber nichts wirklich Neues mitgenommen hat. In den letzten Jahren hat sich bei vielen ein spürbarer Wandel eingestellt. Weg vom reinen Konsum, hin zum echten Erleben. Die Kulturreisen boomen – und das hat Gründe, die tief sitzen.
Menschen suchen wieder nach dem Echten. Nach Geschichten, nicht nach perfekten Instagram-Fotos. Es geht um die kleinen Momente – ein Gespräch mit einem Einheimischen in einer staubigen Altstadtgasse, der Geruch von frisch gebackenem Brot auf einem lokalen Markt, die klapprigen Holzbänke in einem alten Theater. Dinge, die sich nicht planen lassen, die aber hängen bleiben. Kulturreisen schaffen genau solche Erlebnisse. Keine Inszenierung, kein Hochglanz – sondern Authentizität, roh und oft unerwartet.
Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für Verantwortung. Wer reist, hinterlässt Spuren – das ist keine neue Erkenntnis. Doch immer mehr Menschen wollen diese Spuren so klein wie möglich halten. Weg vom All-inclusive-Buffet, hin zur kleinen Pension, betrieben von einer Familie, die ihre Region liebt und lebt. Kulturreisen fördern nachhaltigen Tourismus, fast automatisch. Weil sie sich meist abseits der großen Touristenströme bewegen. Weil sie Wert auf den Ort legen – und nicht auf seine Ausbeutung. Lokale Anbieter, faire Bezahlung, respektvoller Umgang mit Traditionen – all das gehört längst zum guten Ton.
Und dann ist da noch dieser Durst nach Wissen. Nicht im Sinne von Schulbuchlernen, sondern im besten Sinne des Wortes Bildung. Horizonterweiterung. Verstehen wollen, wie andere Menschen leben, warum sie glauben, was sie glauben, was sie essen, wie sie denken. Kulturreisen sind der Gegenentwurf zur Vereinfachung. Sie zeigen die Welt in all ihrer Widersprüchlichkeit, ihrer Vielfalt, ihrem Reichtum. Und sie verändern Menschen – nicht immer laut, manchmal ganz leise. Wer einmal im Tempel von Angkor Wat stand oder in einer Hütte im peruanischen Hochland übernachtet hat, sieht vieles danach anders. Kulturreisen sind keine Flucht aus dem Alltag – sie sind eine Rückkehr zu etwas, das oft verloren ging: echtes Staunen.
Die besten Ziele für Kulturreisen weltweit
Es gibt Orte, die tauchen in jedem Reiseführer auf. Und das völlig zu Recht. Rom zum Beispiel. Wer einmal unter der heißen italienischen Sonne durch das Forum Romanum geschlendert ist, spürt Geschichte förmlich unter den Füßen. Zwischen den Säulen und Steinen lebt eine Zeit, die längst vergangen ist, aber noch immer pulsiert. Rom ist ein Klassiker unter den Kulturreisen – laut, voll, manchmal überlaufen, aber nie leer an Bedeutung.
Athen steht dem in nichts nach. Die Wiege der Demokratie, der Philosophie, der Tragödie. Klar, die Akropolis kennt jeder. Aber die Magie liegt oft in den kleinen Museen, den zerfallenen Buchläden, den stillen Kapellen am Rand der Stadt. Dort, wo Geschichte nicht in Glasvitrinen steckt, sondern atmet. Und dann Kairo – ein Moloch aus Lärm, Hitze und Leben. Die Pyramiden rauben den Atem, aber die wirkliche Tiefe steckt in den Basaren, den Kaffeehäusern, den alten Moscheen. Wer sich traut, einzutauchen, wird belohnt – mit Eindrücken, die kein Prospekt vermitteln kann.
Doch nicht immer muss es der klassische Weg sein. Kulturreisen führen heute auch an Orte, die früher kaum jemand auf dem Schirm hatte. Bhutan zum Beispiel. Ein kleines Königreich, hoch oben im Himalaya, das Glück wichtiger nimmt als Wachstum. Dort werden Klöster nicht für Touristen geöffnet – sondern für Götter. Und doch darf man sie betreten, wenn man mit Respekt kommt. Oder Georgien, dieses wilde, gastfreundliche Land zwischen Orient und Okzident. Alte Kirchen in den Bergen, Wein aus Tonkrügen, Tänze, bei denen der Boden vibriert – das alles ist kein Schauspiel, das ist Leben.
Peru ist ein weiterer solcher Ort. Natürlich gibt es Machu Picchu. Aber abseits davon wartet eine Kultur, die tief verwurzelt ist – in Sprache, Kleidung, Ritualen. Wer sich auf eine Kulturreise dorthin einlässt, trifft auf Menschen, deren Alltag durchzogen ist von Geschichte. Und die bereit sind, sie zu teilen – wenn man zuhört.
Ein besonderer Reiz geht auch von den UNESCO-Welterbestätten aus. Sie sind so etwas wie offizielle Beweise dafür, dass die Menschheit große Dinge hervorgebracht hat. Doch sie sind mehr als nur Titelträger. Angkor in Kambodscha, das historische Zentrum von Florenz, die Medina von Fès – sie erzählen von Zeiten, in denen andere Werte galten. Kulturreisen zu diesen Orten sind wie Zeitmaschinen. Man verlässt den Bus, tritt durch ein altes Tor – und plötzlich ist alles anders. Der Lärm ist weg, die Gedanken werden langsamer. Weil man spürt: Hier war etwas. Und ist noch immer.
Liste mit interessanten Zielen für Kulturreisen
- Plovdiv, Bulgarien – Eine der ältesten durchgehend bewohnten Städte Europas mit römischem Theater, Altstadt und bulgarischer Wiedergeburtsarchitektur.
- Matera, Italien – Berühmt für die Sassi-Höhlenwohnungen, UNESCO-Weltkulturerbe und Kulturhauptstadt Europas 2019.
- Gjirokastra, Albanien – Eine osmanisch geprägte Stadt mit einzigartiger Steinarchitektur und dem Ethnografischen Museum im Geburtshaus von Enver Hoxha.
- Timi?oara, Rumänien – Eine vielseitige Stadt mit habsburgischem Flair, jüdischem Kulturerbe, Jugendstilfassaden und bedeutender Rolle in der Revolution 1989.
- Tartu, Estland – Eine Universitätsstadt mit tief verwurzelter Bildungs- und Wissenschaftstradition, 2024 Europäische Kulturhauptstadt.
- Cuenca, Ecuador – Kolonialstadt mit indigener und spanischer Geschichte, bekannt für ihre Kirchen, Museen und den authentischen Hutflechtermarkt.
- Pingyao, China – Eine hervorragend erhaltene Stadt aus der Ming-Zeit mit Stadtmauer, Tempeln und antiker Bankgeschichte.
- Luang Prabang, Laos – Buddhistisches Erbe trifft französische Kolonialarchitektur in einer ruhigen Stadt voller Tempel, Märkte und Meditationstraditionen.
- Pécs, Ungarn – Römisches Erbe, osmanische Moscheen, moderne Kunst und ein multikultureller Einfluss prägen diese Stadt im Süden Ungarns.
- Valparaíso, Chile – Ein buntes Labyrinth aus Gassen, Straßenkunst, historischen Aufzügen und literarischer Vergangenheit (Pablo Neruda!).
Kulturreisen in Europa – Vielfalt auf kleinem Raum
Europa ist wie ein Flickenteppich für Kulturreisen, der Geschichten atmet.
Kein anderer Kontinent schafft es, auf so kleinem Raum so viele unterschiedliche Kulturen, Sprachen, Traditionen und Stile zu versammeln. Die Distanzen zwischen den Ländern sind oft gering, aber die Unterschiede riesig. Genau das macht Kulturreisen in Europa so besonders – und so intensiv.
Es reicht, einen Zug zu nehmen, zwei Stunden zu fahren – und plötzlich fühlt sich alles anders an. In Prag zum Beispiel hängen die Schatten der Habsburger noch in den Gassen. Die Altstadt, Kopfsteinpflaster, goldene Dächer, verwinkelte Ecken. Über allem wacht die Burg, als würde sie gleich wieder die Krone anlegen. Florenz ist dagegen wie ein Museum unter freiem Himmel. Renaissance pur. Brunelleschi, Botticelli, Michelangelo – Namen, die überall in Stein, Farbe und Form auftauchen. Aber nicht steril, nicht museal – sondern eingebettet in das chaotische, warme, laute Leben der Toskana. Und Krakau? Hat eine ganz eigene Melancholie. Eine Stadt, die schwer atmet, die aber auch Hoffnung in sich trägt. Die jüdische Geschichte, das Königsschloss, der Hauptmarkt – alles dicht beieinander und voller Tiefe.
Was Kulturreisen in Europa ebenfalls besonders macht, sind die vielen Festivals, die sich über das Jahr verteilen. Jedes Land, jede Region scheint ihre eigenen Rituale zu haben – mal schrill, mal leise. In Spanien tanzt man durch die Nacht, in Irland wird bei Regen gesungen, in Österreich spielt Mozart, als wäre er gerade erst gegangen. Von Theaterfestivals in Avignon über die Biennale in Venedig bis hin zu traditionellen Erntefesten in Südfrankreich – jedes Event erzählt mehr über ein Volk als jeder Reiseführer.
Und dann ist da noch das Essen. Nicht als Beiwerk, sondern als Kern der Kultur. Wer einmal in einem Lissabonner Hinterhof eine frisch gebackene Pastel de Nata gegessen hat, während aus dem Radio Fado klang, weiß, was gemeint ist. Kulturreisen ohne Kulinarik sind unvollständig. In Belgien gibt’s Bier mit Jahrhunderten Geschichte, in Griechenland Ouzo und Oliven mit Seele. Jeder Bissen trägt ein Stück Vergangenheit in sich. Kochtopf als Kulturerbe, Teller als Landkarte.
Kurz gesagt: Europa ist ein Kontinent der Gegensätze, aber auch der Verbindungen. Kulturreisen hier bedeuten, Vielfalt zu entdecken – nicht durch große Sprünge, sondern durch kleine Schritte. Von Dorf zu Dorf, von Land zu Land, immer neugierig, immer offen.
Kulturreisen in Deutschland – Schätze vor der Haustür
Oft liegt das Gute näher, als man denkt. Kulturreisen in Deutschland sind der beste Beweis dafür.
Es muss nicht immer die große Fernreise sein. Zwischen Nordsee und Alpen finden sich Geschichten, Monumente, Landschaften – und Menschen, die ihre Kultur nicht nur zeigen, sondern leben. Nicht laut, nicht aufdringlich. Eher mit stiller Überzeugung.
Historische Städte gibt es viele, aber jede trägt ihre eigene Handschrift. In Bamberg wirkt es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Fachwerkhäuser, gotische Kirchen, der Dom – und das alles in einem entspannten Rhythmus. Quedlinburg, ein weiteres Beispiel, glänzt mit über tausend Jahren Geschichte, ohne je touristisch überdreht zu wirken. Und dann natürlich Heidelberg mit seiner Schlossruine, die seit Jahrhunderten über dem Neckar thront und in der Dämmerung rosa leuchtet wie gemalt.
Wer auf Kulturreisen in Deutschland unterwegs ist, merkt schnell: Burgen und Schlösser sind nicht bloß Kulisse, sondern Teil eines lebendigen Erbes. In Rheinland-Pfalz reihen sich mittelalterliche Festungen wie Perlen am Rhein. Malerisch, aber auch kraftvoll. Und nicht selten finden in diesen Gemäuern heute Konzerte oder Lesungen statt – Geschichte zum Anfassen, nicht hinter Glas.
Die Kulturszene in Deutschland hat aber auch moderne Seiten. Museen, die Weltniveau haben – von der Hamburger Kunsthalle über das Museum Insel Hombroich bis hin zum Jüdischen Museum in Berlin. Theater, die nicht nur Klassiker aufführen, sondern gesellschaftliche Fragen aufgreifen. Musikfestivals, die in alten Industriehallen stattfinden oder auf Schlosswiesen. Kulturreisen führen hier nicht nur in die Vergangenheit, sondern mitten ins Jetzt.
Und dann die Landschaften. Die Romantische Straße zum Beispiel – ein Roadtrip durch ein Märchenbuch. Burgen, Kirchen, Blumenfenster, Gasthäuser. Oder das Ruhrgebiet, einst Synonym für Kohle und Krach, heute ein spannender Kulturraum mit urbanem Charme. Zechen als Kunstorte, ehemalige Stahlwerke als Bühnen. Wandel, der sichtbar und spürbar ist.
Kulturreisen in Deutschland sind oft unterschätzt. Vielleicht, weil sie nicht mit dem Exotischen locken. Aber sie bieten Tiefe. Echtheit. Und manchmal auch Überraschungen. Wer offenen Auges reist, entdeckt eine Vielfalt, die unter der Oberfläche schlummert – bereit, geweckt zu werden.

Moderne Formen von Kulturreisen
Die Welt hat sich verändert – und mit ihr auch die Art zu reisen. Kulturreisen sind längst nicht mehr nur Spaziergänge durch alte Gassen mit Reiseführer in der Hand. Es geht immer noch um Geschichten, Begegnungen, Perspektiven – aber die Wege dahin sind vielfältiger geworden. Und oft auch überraschend.
Ein spannendes Beispiel: digitale Kulturreisen. Das klingt im ersten Moment vielleicht kühl, technisch, distanziert. Aber ein Blick durch die VR-Brille in das Innere der Sixtinischen Kapelle? Gänsehaut. Kein Gedränge, kein Flüstern im Hintergrund – nur Stille und Deckenmalerei. Museen auf der ganzen Welt öffnen längst ihre Türen online. Virtuelle Rundgänge durch das Louvre, Live-Touren durch das British Museum, interaktive Stadtführungen durch Jerusalem. Klar, es ersetzt nicht den echten Ort. Aber es öffnet Türen für Menschen, die gerade nicht reisen können. Und es weckt Neugier. Nicht selten folgt dem digitalen Besuch später der echte.
Einen ganz anderen Zugang bieten kulinarische Kulturreisen. Essen als Türöffner. Denn wer verstehen will, wie Menschen leben, muss schmecken, was sie kochen. Und wie. Food-Touren durch Marrakesch, Streetfood-Erlebnisse in Bangkok, Käse-Workshops in der Normandie – das ist kein schnöder Restaurantbesuch. Es ist eine Form von Begegnung. Oft geführt von Locals, die ihre Lieblingsplätze zeigen, ihre Rezepte teilen, ihre Geschichten erzählen. Man sitzt nicht einfach nur am Tisch – man ist Teil davon.
Und dann sind da die Begegnungsreisen. Eine der persönlichsten Formen von Kulturreisen überhaupt. Übernachten in einem Homestay, gemeinsam kochen, mitreden, zuhören, lernen. Es braucht keine teure Unterkunft, kein perfekt organisiertes Programm. Es reicht ein Platz am Küchentisch, ein Lächeln, eine Tasse Tee. In vielen Ländern gehören diese Formen von Reisen schon zum Alltag – in Japan, in Kolumbien, in Nepal. Man wird nicht als Tourist empfangen, sondern als Gast. Und oft geht man als Freund.
All diese modernen Wege zeigen: Kulturreisen sind heute so individuell wie nie zuvor. Sie können digital sein, geschmackvoll, persönlich oder alles zusammen. Es gibt kein richtig oder falsch. Nur die Frage: Was will man wirklich erleben?
Kulturreisen richtig planen – Tipps und Tools
So viel wie möglich erleben – das wünschen sich viele, wenn sie auf Kulturreisen gehen.
Doch wie findet man den richtigen Zugang? Wie plant man, ohne sich den Reiz des Spontanen zu nehmen? Es gibt ein paar Dinge, die helfen. Nicht als starre Regeln, sondern als Wegweiser.
Erster Punkt: die Reisezeit. Klingt banal, ist aber entscheidend. Wer zum Beispiel im Hochsommer nach Rom will, landet in einem brodelnden Backofen. Die Straßen flimmern, die Museen sind voll, die Energie schmilzt dahin. Besser: Frühling oder Herbst. Weniger Touristen, sanftes Licht, mehr Ruhe. Ähnlich in Städten wie Istanbul, Granada oder Dubrovnik. Viele Orte zeigen sich abseits der Hochsaison von ihrer schönsten Seite. Und oft auch günstiger.
Apropos Budget. Kulturreisen müssen nicht teuer sein. Aber sie verlangen ein gewisses Maß an Prioritäten. Lieber ein günstigeres Hotel, dafür ein gutes Konzert. Lieber Streetfood als teure Küche, dafür ein Ausflug mit einem Guide, der wirklich etwas zu erzählen hat. Es geht nicht darum, jeden Cent umzudrehen – sondern darum, bewusst auszugeben. Für Erlebnisse, nicht für Oberflächen.
Ein weiterer Punkt: Führungen oder Individualreise? Beide haben ihren Reiz. Eine gute Führung, am besten von jemandem aus der Region, kann Türen öffnen. Geschichten erzählen, die sonst verborgen bleiben. Gleichzeitig hat das freie Umherstreifen seinen ganz eigenen Zauber. Die besten Momente passieren oft dann, wenn man sich verirrt. Vielleicht also beides kombinieren: einen halben Tag geführt, den Rest auf eigene Faust.
Was oft unterschätzt wird: sprachliche und kulturelle Vorbereitung. Es braucht keine perfekten Sprachkenntnisse. Aber ein paar Wörter – Hallo, Danke, Entschuldigung – wirken Wunder. Und zeigen Respekt. Ebenso wichtig: sich mit kulturellen Gepflogenheiten vertraut machen. Wie wird begrüßt? Gibt es Tabus beim Essen? Was gilt als unhöflich? Kulturreisen leben vom Austausch – aber der funktioniert nur, wenn beide Seiten offen sind.
Zuletzt: nicht alles durchplanen. Ein freier Nachmittag ohne Plan kann mehr bringen als zehn Sehenswürdigkeiten auf der Liste. Einfach treiben lassen, beobachten, auf die Geräusche achten. Und merken: Es ist gar nicht so schwer, ein Stück Welt zu entdecken, das einem vorher fremd war.
Nachhaltigkeit bei Kulturreisen – Verantwortungsvoll entdecken
Reisen hinterlässt Spuren. Nicht nur im Herzen der Reisenden, sondern auch dort, wo sie hingehen. Deshalb gewinnen nachhaltige Kulturreisen immer mehr an Bedeutung. Es geht nicht mehr nur um schöne Eindrücke, sondern auch darum, wie diese Eindrücke entstehen – und welchen Fußabdruck sie hinterlassen.
Der erste Schritt beginnt oft schon bei der Anreise. Muss es wirklich der Flieger sein, wenn der Zug die gleiche Strecke in ein paar Stunden schafft? Nachtzüge erleben gerade ein Comeback – zurecht. Statt im Stau zu stehen oder an Flughäfen zu hetzen, schläft man sich einfach ans Ziel. Und sieht unterwegs schon erste Landschaften. Viele europäische Städte lassen sich ideal miteinander verbinden – mit Bahnpass, offenen Augen und Lust auf Langsamkeit.
Auch bei Unterkünften zeigt sich, wie verantwortungsvoll Kulturreisen gestaltet werden können. Kleine, familiengeführte Hotels statt anonymer Hotelketten. Pensionen mit regionalem Frühstück, statt Buffets voller Importware. Es sind oft genau diese Orte, an denen echte Begegnung passiert. Wo ein Gespräch mit der Wirtin mehr über das Land erzählt als jedes Prospekt. Nachhaltigkeit heißt hier auch: die Menschen vor Ort stärken, statt sie auszubeuten.
Und dann der Umgang mit Kultur selbst. Nur zu gucken reicht nicht. Wer Bräuche respektiert, wer Rituale nicht als Show, sondern als Teil eines lebendigen Alltags begreift, reist anders. Achtsamer. Langsamer. Keine Selfies auf Grabstätten, keine Drohnen in Tempeln, kein Lärm in stillen Orten. Kulturreisen verlangen Respekt. Für das, was da ist – und für die, die es erhalten.
Ein weiterer Punkt: lokale Anbieter. Ob Stadtführung, Marktbesuch oder Handwerkskurs – es macht einen Unterschied, ob das Geld bei einem globalen Vermittler landet oder bei jemandem, der seine Stadt mit echter Leidenschaft zeigt. Viele Initiativen bemühen sich, genau solche Angebote sichtbar zu machen. Sie bringen Gäste und Gastgeber auf Augenhöhe zusammen. Und machen aus einer Reise ein Miteinander, kein Durchmarschieren.
Nachhaltige Kulturreisen sind nicht kompliziert. Sie brauchen nur ein bisschen Umsicht – und die Bereitschaft, auch mal auf Bequemlichkeit zu verzichten. Dafür gibt’s echte Nähe. Und das gute Gefühl, Teil von etwas Sinnvollem zu sein.
Kulturreisen als Bildungsreise – Mehr als nur Urlaub
Nicht jeder Urlaub muss Erholung auf der Sonnenliege sein. Manchmal entsteht die größte Erholung aus Erkenntnis. Kulturreisen als Bildungsreise machen genau das möglich – ganz ohne Schulbank oder Prüfungsstress. Lernen, aber nicht belehrt werden. Verstehen, ohne zu werten.
Studienreisen gehören zu den ältesten Formen des Reisens. Schon im 19. Jahrhundert zogen Bildungsbürger durch Europa, um sich die Welt „anzusehen“. Heute sind diese Reisen zugänglicher, vielfältiger, oft auch politischer. Ein Thema, ein Land, ein Fokus – und dazu ein Reiseleiter oder eine Reiseleiterin, die mehr kann als nur Jahreszahlen aufsagen. Es geht um Zusammenhänge. Um das Warum hinter dem Was.
Akademietouren funktionieren ähnlich, sind aber oft noch intensiver. Ob Archäologie in der Türkei, Musikgeschichte in Wien oder Kunst in Andalusien – hier treffen sich Menschen, die mehr wollen als nur schöne Fotos. Es wird diskutiert, gefragt, hinterfragt. Manchmal auch gestritten. Aber immer auf der Suche nach Tiefe.
Und das gilt nicht nur für Erwachsene. Kulturreisen als Bildungschance gibt es längst auch für Schülergruppen, Vereine, Volkshochschulen. Sprachreisen mit kulturellem Fokus. Austauschprogramme. Oder Projektreisen, bei denen junge Menschen vor Ort forschen, gestalten, präsentieren. Das bleibt hängen. Und verändert oft den Blick auf die Welt dauerhaft.
Gerade in einer Zeit, in der vieles polarisiert, in der Stereotype schnell entstehen, bieten solche Reisen einen echten Gegenpol. Bildung durch Erleben. Und durch echtes Begegnen. Mehr als jeder Bildschirm bieten Kulturreisen reale Kontraste – und genau darin liegt ihr Wert.
Fazit: Kulturreisen als Schlüssel zur globalen Verständigung
Am Ende geht’s nicht nur um Sehenswürdigkeiten. Kulturreisen sind kein Wettlauf zu den berühmtesten Statuen, den ältesten Kirchen oder den schönsten Plätzen. Es geht um Menschen. Um Geschichten. Und um den Versuch, einander ein Stück näherzukommen – auch wenn Sprache, Glaube oder Lebensstil unterschiedlich sind.
Wer reist, verändert sich. Manchmal leise, kaum merklich. Ein anderes Lächeln, ein neues Lieblingsgericht, ein ungewohnter Gedanke. Und manchmal tiefgreifend. Weil man verstanden hat, warum eine Stadt so tickt. Warum ein Land so lebt. Oder warum man seine eigenen Vorstellungen überdenken muss.
Kulturreisen fördern Toleranz nicht durch Theorie, sondern durch Praxis. Ein Gespräch mit dem Taxifahrer in Marrakesch. Ein Marktbesuch in Oaxaca. Ein stiller Moment in einem koreanischen Tempel. All das sind Begegnungen, die nicht aus dem Lehrbuch kommen – aber bleiben. Weil sie persönlich sind. Und weil sie helfen, Vorurteile zu hinterfragen.
Auch für die Zukunft des Reisens werden Kulturreisen wichtig bleiben. Vielleicht sogar wichtiger als je zuvor. In einer Welt, die immer vernetzter und zugleich gespaltener wirkt, braucht es Räume für Dialog. Für echtes Zuhören. Für die Anerkennung von Unterschieden – ohne daraus Gräben zu machen.
Kulturreisen sind genau solche Räume. Offen, vielfältig, lehrreich. Nicht perfekt. Aber ehrlich. Und vielleicht genau deshalb: ein Schlüssel für das, was in Zukunft gebraucht wird – Verbindung, Verständnis, Vertrauen.